Kurt Lauterburg

Schauspieler und Rezitator

Schauspieler & Literarische Vortragskunst

KURT LAUTERBURG ist staatlich diplomierter Bühnen-Schauspieler. Ausgebildet von Gustav Knuth, Wolfgang Reichmann und Samy Molcho, hatte er feste Engagements am Staatstheater Karlsruhe sowie am Theater der Stadt Bonn, zur bedeutenden Zeit der Bühnentheater. Später war er als Fachhochschuldozent für Deutsch, Sprecherziehung und Textgestaltung tätig. Sodann wirkte er als Sprechtrainer verschiedener Berufsgruppen, insbesondere von Radiojournalisten. Nach acht Jahren Weiterbildung in ‹Literarischer Vortragskunst› bei Detlef Rora sowie der Mitwirkung an diversen literarischen Vortragsabenden widmet sich Kurt Lauterburg heute der Gestaltung vorwiegend klassischer literarischer Texte, die er stets auswendig vorträgt. Die entsprechenden Videoaufnahmen werden jeweils ungeschnitten und unbearbeitet als spontaner Live-Auftritt auf seiner Website und zum Teil auch auf YouTube gezeigt (siehe ‹VIDEO›). Ausserdem veröffentlicht er von sich besonders gelungene Höraufnahmen von bekannten Gedichten und Prosatexten (siehe ‹AUDIO›) Es kommen immer mal wieder neue Video-Aufnahmen dazu.

Bei allen Titeln steht zur Vorinformation eine kurze Erläuterung oder Inhaltsangabe oder Interpretation als Hilfe für den Fall, dass man den Text nicht kennen sollte.

Empfehlung für den Einstieg in Kurt Lauterburgs umfangreiche Sammlung von gestalteten Texten (siehe ‹VIDEO› grau rechts oben anklicken und in der Liste scrollen, um den Titel zu finden)

  • Wolfgang Borchert «Die Küchenuhr» Dauer : 8:35 (Aufn. 2017)
  • Theodor Fontane «Überlass es der Zeit» Dauer : 1:16 (Aufn. 2018)
  • Albrecht Goes «Die Schritte» Dauer : 1:12 (Aufn. 2018)
  • Hermann Hesse «Stufen» Dauer : 2:59 (Aufn. 2021)
  • Erich Kästner «Der synthetische Mensch» Dauer : 3:42 (Aufn. 2021)
  • Erich Kästner «Das Eisenbahngleichnis» Dauer : 4:15 (Aufn. 2022)
  • Rainer Maria Rilke «Orpheus, Eurydike, Hermes» Dauer : 10:09 (Aufn. 2017)
  • Theodor Storm «Der Schimmelreiter» (Schluss) Dauer : 17:37 (Aufn. 2018)
  • Theodor Storm «Von Katzen» Dauer : 3:09 (Aufn. 2018)
  • Kurt Tucholsky «Der Floh» Dauer : 2:22 (Aufn. 2018)
  • Kurt Tucholsky «Der schiefe Hut» Dauer : 9:20 (Aufn. 2021)
  • Kurt Tucholsky «Frauen sind eitel. Männer? Nie -!» Dauer : 10:26 (Aufn. 2022)
  • Franz Werfel «Elternlied» Dauer : 1:45 (Aufn. 2020)

Fragen an Kurt Lauterburg

Herr Lauterburg, ich bin bei der Suche nach bekannten Gedichten auf Ihre Website gestossen. Wenn ich auf YouTube ein bestimmtes Gedicht eingebe, stelle ich fest, dass dieses häufig zu Musik, zu illustrierenden Bildern gesprochen oder vom Buch abgelesen wird. Sie machen das anders…

Ja, ich möchte nicht, dass irgend etwas vom Dichterwort ablenkt. Es braucht nach meiner Meinung kein «Beiwerk». Die «Bilder» sollen allein durch meine Rezitation in der Vorstellung der Zuschauenden hervorgerufen werden. Deshalb spreche ich die Texte vor einer neutralen weissen Wand.

Bei den meisten Aufnahmen auf YouTube kann man die Sprecherin oder den Sprecher nicht sehen. Ist das nicht schade?

Ja, natürlich. Ich mache nur noch Videoaufnahmen, mit denen ich mehr ausdrücken kann als mit blossen Höraufnahmen. Ich spreche alle Texte auswendig als «Live-Auftritt». Bis es zur Veröffentlichung kommt, dauert es deshalb lange, denn die ganze «Nachschöpfung» ist ein professioneller, künstlerischer Vorgang.

Viele Leute sagen von sich, sie könnten auch kürzeste Texte nicht auswendig lernen…

Auswendiglernen (vielleicht noch treffender ausgedrückt französisch ‹par coeur› oder englisch ‹by heart›) ist eine Sache der intensiven, langen Beschäftigung mit dem Text. Das erfordert sehr viel Disziplin und Hartnäckigkeit. Indem Sie einen Text auswendig lernen, dringen Sie immer tiefer in die vom Autor verdichtete Wahrheit ein. Sie werden dabei mit Bildern überrascht, die Sie vielleicht schon kennen, aber so noch nicht gesehen haben.

Mir genügt es niemals, einen Text nur gut ablesen zu können. «Lesung» und «Literarische Vortragskunst» sind zwei verschiedene Gattungen. «Literarische Vortragskunst» duldet kein Textblatt zwischen Sprechendem und Zuhörern; sie ist direkte Kommunikation, an der Auge und Ohr gleichermassen beteiligt sind.
Ich trage die Dichterworte so lange mit mir herum, bis sie wie zu meinen eigenen Gedanken geworden sind. Es ist für mich wunderschön, literarische Kunstwerke ohne ein ‹Hilfsmittel› immer bei mir zu haben, wo ich gehe, stehe, sitze oder liege. So kann ich mich von den ‹verdichteten Wahrheiten› überall beflügeln oder trösten lassen.

Sagen Sie bitte etwas zur Auswahl Ihrer Texte!

Ich wähle Gedichte oder Prosa aus, bei denen ich glaube, dass die Zusehenden den Text verstehen können, auch wenn sie ihn noch nicht kennen; Texte, die mir in meinem Leben geholfen haben oder den Zuschauenden und mir heute helfen. Ich erkenne in den Gedichten immer auch etwas von mir. Sie bringen mich auf frische Gedanken.

Meine Gestaltungen sind oft langsam gesprochen, mit vielen Pausen und gefühlvoll gestalteten Übergängen. – Es gibt zahlreiche Aufnahmen, die im Vergleich zu meinen Beiträgen zu schnell sind und wo kaum richtige Pausen gemacht werden. Da frage ich mich immer, ob die Zuhörenden auch «mitkommen» können. – Wer seinen Text auswendig vor einer Videokamera darbietet und nicht nur «unsichtbar» abliest, vermittelt den Interessierten eine zusätzliche Dimension. Ich stelle mir immer ein Publikum vor.

Welches sind Ihre bevorzugten Dichter?

Rainer Maria Rilke, Joseph von Eichendorff, Hermann Hesse, Hugo von Hofmannsthal, Theodor Storm, Theodor Fontane, Wolfgang Borchert und Kurt Tucholsky. Natürlich auch viele andere Autoren, wie meine Auswahl zeigt.

Wann ist der Zeitpunkt gekommen, dass Sie eine Aufnahme veröffentlichen ?

Wenn ich den Text sicher auswendig kann, muss ich mir über die Pausen und die Betonungen klar werden. Letztere sind meine persönlichen Interpretationen. Wichtig ist, nicht zu viele Wörter hervorzuheben.
Ich versuche, die Sprechmelodien unterschiedlich zu gestalten, so dass kein ‹Singsang› entsteht, der monoton wirken kann. Dabei helfen Probeaufnahmen sehr.
In Bezug auf meine Körpersprache achte ich darauf, Gesten sparsam einzusetzen. Immer wieder spreche ich die Texte probehalber vor der Kamera, um mich an die künstlerische Umsetzung heranzutasten.

Ich sehe, dass Sie sehr gründlich vorgehen und dass das alles ein langer Prozess ist…

Ja, ich möchte, wenn ich die veröffentlichten Aufnahmen sehe, mir selbst glauben, was ich spreche. Mir müssen meine eigenen Gestaltungen gefallen.

Trotzdem ist mir bewusst, dass ich jeden Text noch perfekter (aufnahme-technisch und künstlerisch) hinkriegen könnte. Deshalb nehme ich gewisse Werke nach Jahren wieder hervor. Sie sind dann auch immer innerlich ‹gewachsen›. Nur schaffe ich es zeitlich leider nicht, an allen bisherigen Aufnahmen weiter zu feilen, so gern ich das möchte… –

Vielen Dank, Herr Lauterburg, für Ihre Erläuterungen!

DER KLEINE MUCK Staatstheater Karlsruhe 1970
DIE DAME VON MAXIM von Georges Feydeau (Rolle: Guy, Herzog von Valmonté), Staatstheater Karlsruhe, 1971
WIE ES EUCH GEFÄLLT von Shakespeare (Rolle: Sylvius), Staatstheater Karlsruhe, 1971
FAZZ UND ZWOO von Ken Campell (Rolle: Zwoo), Theater der Stadt Bonn, 1971/72
In HÖLDERLIN von Peter Weiss,
Theater der Stadt Bonn, 1972
DER FIRMLING von Karl Valentin, Theater der Stadt Bonn, 1972/73
DIE RAUBRITTER VON MÜNCHEN von Karl Valentin (Rolle: Trommlerbua Michl),
Theater der Stadt Bonn, 1972/73
DIE HOSE von Carl Sternheim (Rolle: Mandelstam), Theater der Stadt Bonn, 1974
WAS IHR WOLLT von Shakespeare
(Rolle: Andreas von Bleichenwang),
Theater der Stadt Bonn, 1973/74
DON GIL VON DEN GRÜNEN HOSEN
von Tirso de Molina (Rolle: Caramanchel), Theater der Stadt Bonn, 1974/75

DER KAUFMANN VON VENEDIG
von Shakespeare
Monolog des Lanzelot Gobbo
Theater der Stadt Bonn 1973